Vorsorge ist der beste Schutz

Vorsorgeuntersuchungen sind essenziell für die frühzeitige Erkennung von Krankheiten, die in ihren frühen Stadien oft keine Symptome verursachen. Besonders für Frauen gibt es eine Reihe spezifischer Untersuchungen, die dabei helfen können, Erkrankungen wie Brustkrebs, Gebärmutterhalskrebs und andere Probleme frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu behandeln.

Der regelmäßige Gang zur Gynäkologin oder zum Gynäkologen gehört für viele Frauen zur jährlichen Routine – und das nicht nur, um sich beispielsweise ein neues Verhütungsmittel verschreiben zu lassen oder konkrete Beschwerden abzuklären. Frauen nutzen hierbei vor allem auch die Möglichkeiten der Krebsfrüherkennung. Damit sind sie den Männern einen großen Schritt voraus. Laut einer repräsentativen Umfrage des AOK-Bundesverbandes haben 20 Prozent* der anspruchsberechtigten Männer noch nie eine Krebsvorsorge durchführen lassen. Im Vergleich: Bei den anspruchsberechtigten Frauen sind es gerade einmal sechs Prozent, die noch nie bei der Krebsvorsorge waren.

„Dabei weiß man schon seit langem, dass kaum etwas die Chancen auf eine Heilung so erhöht wie die rechtzeitige Erkennung von Krebs oder auch Vorstufen davon“, sagt Dr. Christine Ibold, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Sana Klinikum Leipziger Land in Borna.

Unsere Expertin

Dr. Christine Ibold
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Telefon 03433 21-1401
christine.ibold@sana.de

Vorsorge schon in jungen Jahren

Zu den wichtigen Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen zählt die Früherkennung eines Zervixkarzinoms – auch bekannt als Gebärmutterhalskrebs. Gesetzlich krankenversicherte Frauen haben ab 20 Jahren Anspruch darauf. Neben einer Tastuntersuchung streicht die Frauenärztin oder der Frauenarzt bei dieser Untersuchung Schleimhautzellen am Gebärmutterhals und Muttermund ab. Diese werden anschließend im Labor auf Veränderungen hin untersucht und in verschiedene Kategorien eingeteilt. „Dieser Abstrich nennt sich PAP-Test. Werden dabei Zellveränderungen festgestellt, die beobachtet werden müssen, können die Frauen im nächsten Schritt zu uns in die Dysplasie-Sprechstunde überwiesen werden“, erklärt Dr. Christine Ibold, die diese Sprechstunde in Borna unter der Leitung von Dr. Astrid Dannenmann mitbetreut. „Hier kümmern wir uns engmaschig um die Frauen, bestellen sie gegebenenfalls auch mehrmals im Jahr ein, um den Verlauf zu beobachten und sofort reagieren zu können, sollten die Veränderungen rasch voranschreiten.“

Was ist eine Dysplasie-Sprechstunde?

Wenn beim PAP-Abstrich oder einem HPV-Test auffällige Befunde entdeckt werden, überweisen niedergelassene Gynäkologen die Frauen meist in eine Dysplasie-Sprechstunde. (Dysplasie = Zellveränderungen). Mithilfe spezieller Untersuchungen und einer intensiveren Betreuung sollen Vorstufen von Krebs am Gebärmutterhals schneller erkannt und behandelt werden, noch bevor sie sich zu Krebs entwickeln.

Sollte dies der Fall sein, ist oft eine sogenannte Konisation nötig. „Dabei handelt es sich um einen kegelförmigen Schnitt, mit dem das auffällige Gewebe am Gebärmutterhals entfernt wird“, erklärt die Medizinerin. Eine Konisation wirkt sich nicht auf die Fruchtbarkeit aus. Allerdings kann der Eingriff ein Risiko für z.B. eine Frühgeburt darstellen. „Patientinnen mit perspektivischem Kinderwunsch werden diesbezüglich besonders aufgeklärt und in der Schwangerschaft beobachtet.“

Gefährliche Viren als Auslöser

Heute weiß man, dass in der Regel eine Infektion mit bestimmten humanen Papillomviren (HPV) Gebärmutterhalskrebs auslöst. Es gibt über 100 HPV-Typen, die in Hochrisiko- und Niedrigrisikotypen unterteilt werden können. Davon sind vor allem die Hochrisikotypen 16 und 18 mit einem erhöhten Risiko für Gebärmutterhalskrebs verbunden. Frauenärzte können den HPV-Test ab dem 35. Lebensjahr durchführen, welcher den PAP-Test ergänzt.

Risikofaktoren für Gebärmutterhalskrebs:
  • Sexuell übertragene humane Papillomviren (HPV)
  • Rauchen
  • Andere sexuell übertragbare Erreger (z. B. Herpes-simplex, Chlamydien)
  • Früher Beginn der sexuellen Aktivität, viele Geburten und ein stark geschwächtes Immunsystem
  • Bestimmte erbliche Faktoren fördern möglicherweise die Entwicklung eines Zervixkarzinoms.

Eine Impfung gegen Krebs

Jährlich gibt es deutschlandweit rund 60.000 Fälle von HPV-bedingten Gebärmutterhalskrebs-Vorstufen und etwa 7.800 Krebserkrankungen bei Männern und Frauen, die durch humane Papillomviren ausgelöst werden. „Der beste Schutz gegen die Infektion mit den gefährlichen HP-Viren ist eine Impfung. Damit ist sie aktuell auch die einzige Impfung, die gegen eine bestimmte Krebserkrankung wirksam ist“, erklärt Christine Ibold. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung sowohl für Mädchen als auch für Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren, idealerweise vor dem ersten Sexualkontakt. Christine Ibold: „Aber selbst Frauen nach Sexualkontakt oder auch Frauen, bei denen bereits eine Konisation vorgenommen wurde, profitieren von einer HPV-Impfung.“ Inzwischen kann gegen sieben verschiedene HPV- Hochrisikotypen (und zwei Niedrigrisikotypen) geimpft werden. Bis zum 14. Lebensjahr erfolgt die Impfung in zwei Dosen mit einem Abstand von mindestens fünf Monaten.

HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs

Bei der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs spielen Humane Papillomviren (HPV) eine wichtige Rolle. Durch eine Infektion mit diesen Viren können sich Gewebeveränderungen bilden, aus denen Krebs entstehen kann. Doch es gibt es eine Impfung die gegen die häufigsten krebsauslösenden HPV wirkt. Darüber spricht Dr. med. Astrid Dannenmann, Koordinatorin des Gynäkologischen Tumorzentrums am Sana Klinikum Borna.

Die Gesundheit im Blick – egal in welchem Alter

Zu einer umfassenden Gesundheitsvorsorge für Frauen zählt aber nicht allein die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs. Darüber hinaus gibt es weitere Erkrankungen, die durch regelmäßige Checks beim Frauenarzt, Allgemeinmediziner, Internisten oder auch Hautarzt frühzeitig erkannt und behandelt werden können.

„Leider beobachten wir jedoch, dass jüngere Frauen die Vorsorgetermine zwar noch sehr gewissenhaft wahrnehmen, aber besonders bei Frauen nach der Menopause die Frequenz abnimmt“, sagt Dr. Ibold. Dabei steigt das Risiko für manche Krebserkrankungen nachweislich gerade mit zunehmendem Alter an, weshalb Vorsorgeuntersuchungen auch nach den Wechseljahren sorgfältig durchgeführt werden sollten. Diese werden in den allermeisten Fällen auch durch die gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Doch welche Vorsorgeuntersuchungen sind ab welchem Alter vorgesehen?

  • Frauen können ab ihrem 20. Lebensjahr jährlich einen PAP-Abstrich durchführen lassen. Dabei wird ein Abstrich von den Zellen des Gebärmutterhalses genommen, um mögliche Veränderungen zu erkennen, die auf Gebärmutterhalskrebs hindeuten könnten. Der PAP-Abstrich ist eine der wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen für Frauen, da er Zellveränderungen (Dysplasien) erkennt, bevor sich Krebs entwickelt.
  • Alle drei Jahre wird ab 35 zusätzlich zum PAP-Abstrich ein Test auf humane Papillomaviren (HPV) angeboten. Dieser kombinierte Test ist besonders effektiv, da er sowohl das Vorhandensein von Hochrisiko-HPV als auch Zellveränderungen frühzeitig erkennen kann.
  • Bei Frauen ab 30 Jahren tastet der Frauenarzt einmal jährlich die Brust und die umliegenden Lymphknoten bis zu den Achselhöhlen ab und achtet auf Veränderungen. Darüber hinaus werden Patientinnen zur Selbstuntersuchung der Brust angeleitet und erfahren, auf welche Veränderungen sie achten müssen.
  • Zwischen 50 und 75 haben Frauen alle zwei Jahre Anspruch auf eine Mammographie im Rahmen des gesetzlich geregelten Mammographie-Screenings. Diese Untersuchung kann kleine, noch nicht tastbare Tumoren erkennen und ist daher ein wichtiges Instrument in der Brustkrebsvorsorge.
  • Achtung: Die Untersuchungsintervalle gelten für Frauen ohne erkennbares Brustkrebsrisiko. Liegt ein vererbbares familiäres oder aus anderen Gründen erhöhtes Brustkrebsrisiko, sollten häufigere Untersuchungen vereinbart werden – das kann auch für Frauen unter 30 Jahren gelten.
  • Ab 50 Jahren können Frauen jährlich einen Test auf okkultes (nicht sichtbares) Blut im Stuhl durchführen lassen. Dieser Test kann auf Darmkrebs hinweisen.
  • Ab dem 55. Lebensjahr wird empfohlen, eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchführen zu lassen. Diese kann nicht nur Krebs, sondern auch Polypen erkennen, die sich im Laufe der Zeit zu Krebs entwickeln könnten. Eine zweite Koloskopie wird nach zehn Jahren empfohlen, falls keine Auffälligkeiten gefunden wurden.

Ab 35 Jahren sollten sich Frauen alle zwei Jahre einem Hautkrebsscreening unterziehen. Die Kosten dafür werden von den gesetzlichen Krankenkassen getragen.

Ebenfalls ab dem 35. Lebensjahr können Frauen einen Herz-Kreislauf-Check-Up durchführen lassen. Dieser ist dann alle drei Jahre möglich und wird ebenfalls von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Darüber hinaus gibt es auch einige zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen, die für bestimmte Frauen sinnvoll sein können, aber nicht regulär von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden:

Während die Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs eingesetzt wird, kann ein zusätzlicher Ultraschall bei Frauen mit dichtem Brustgewebe hilfreich sein. Diese Untersuchung wird in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen und muss selbst bezahlt werden.

Eine erweiterte Form des PAP-Abstrichs, bei dem die Zellen in einer Flüssigkeit aufbereitet werden, um eine genauere Diagnose zu ermöglichen. Auch dieser Test wird in der Regel privat abgerechnet.

Die HPV-Impfung wird für Mädchen und junge Frauen bis zum Alter von 17 Jahren von den Krankenkassen übernommen. Je nach Krankenkasse, müssen Frauen über 18 Jahre die Kosten meist selbst tragen. Diese Impfung schützt vor den Hochrisiko-HPV-Typen, die für die meisten Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich sind. Nachfragen lohnt sich jedoch! Viele Krankenkassen übernehmen mittlerweile entweder anteilig oder sogar die kompletten Kosten und das z.T. bis zum 27. Lebensjahr oder sogar darüber hinaus.

Bei Frauen, die ein erhöhtes Risiko für Osteoporose haben (z. B. durch familiäre Vorbelastung, geringe Knochendichte, Rauchen), kann eine Knochendichtemessung ab dem 50. Lebensjahr sinnvoll sein. Diese Untersuchung wird jedoch nicht standardmäßig von den Krankenkassen übernommen und muss häufig selbst bezahlt werden.

Die Möglichkeiten der Früherkennung nutzen!

Jahrelange Beobachtungen und Statistiken belegen: Insbesondere Krebserkrankungen werden durch Vorsorgeuntersuchungen meist gut und vor allem rechtzeitig erkannt, was die Chancen auf Heilung erheblich erhöht. So können bei der Vorsorge von Gebärmutterhalskrebs mit Hilfe des PAP-Abstrichs bis zu 80 Prozent der Krebsvorstufen und Frühstadien erkannt werden. Ein weiteres Beispiel ist das effektive Darmkrebsscreening, zu dem auch die Darmspiegelung gehört. Etwa 50 Prozent der Darmkrebserkrankungen werden durch das Screening frühzeitig erfasst und können dadurch oft erfolgreich therapiert werden. Diese Erfolgsaussichten sollten jede und jeden motivieren, die Möglichkeiten der Vorsorgeuntersuchungen aktiv für sich zu nutzen!

Stand: 26.09.2024

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