Mit Schirmchen gegen den Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist eine gefürchtete Komplikation des Vorhofflimmerns. Ausgelöst wird sie durch ein Blutgerinnsel, das sich meist im linken Vorhofohr des Herzens gebildet hat. Um das Risiko zu mindern, werden häufig medikamentöse Gerinnungshemmer verordnet. Gibt es aber, wie bei Margit Ruppert, medizinische Gründe, die gegen diese Form der Prävention sprechen, kommt im Herzkatheterlabor der Sana Kliniken Leipziger Land ein anderes Verfahren zum Einsatz: Das linke Vorhofohr wird mithilfe eines Schirmchens verschlossen.

„Ja, mir geht es gut“, sagt Margit Ruppert, als wir telefonieren. In Vorbereitung auf unser Gespräch hat die Rentnerin ihre Arztbriefe noch einmal rausgesucht. Mittlerweile liegt der Eingriff fast ein Jahr zurück. Seitdem ist das Vorhofflimmern nicht mehr aufgetreten und sie ist beruhigt, dass das Risiko eines Schlaganfalls gebannt ist.

Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung

Das Vorhofflimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der sich die Vorhöfe des Herzens nicht mehr koordiniert zusammenziehen und stattdessen nur noch „flimmern“. Das Herz schlägt dann unregelmäßig und zu schnell. „Häufige Ursachen sind langjähriger Bluthochdruck oder eine koronare Herzkrankheit“, erklärt Dr. Uwe Müller, Kardiologe und stellvertretender Chefarzt der Klinik für Innere Medizin. Das Vorhofflimmern selbst bemerken die Betroffenen als ein Herzrasen, oft begleitet von Schwindel und Schwäche. So war es auch bei Margit Ruppert. Begonnen hat ihre Krankheitsgeschichte 2020, als sie zum ersten Mal Herzrasen bekam: „Ich habe gedacht, mein Herz springt raus. Da hat man sofort Angst.“ erzählt die 75-Jährige, die in dieser Situation den Notarzt rief: „Er hat mir eine Spritze gegeben.“ Akut lebensbedrohlich ist das Vorhofflimmern tatsächlich nicht. Grund zur Sorge bereiten aber die Blutgerinnsel, die sich als Folge der Erkrankung bilden und einen Schlaganfall auslösen können.

Therapie des Vorhofflimmers

Die Therapie des Vorhofflimmerns zielt zunächst darauf, die Beschwerden zu lindern, und die Zahl der Anfälle zu verringern. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Optionen:

Zum einen Medikamente, die den Puls verlangsamen und das Herz wieder in Takt bringen.

Eine Behandlungsalternative ist die Katheterablation. Dabei handelt es sich um einen minimalinvasiven Eingriff, bei dem gezielt Bereiche innerhalb der Herzvorhöfe verödet werden,
die an der Entstehung des Vorhofflimmerns beteiligt sind.

Ein solches Verfahren kam auch bei Margit Ruppert zur Anwendung: Als nach dem ersten Vorhofflimmern das Herzrasen kurze Zeit später wiederauftauchte, wurde sie nach einer EKG-Kontrolle und einem Langzeit-EKG an ein Herzzentrum überwiesen, wo der minimalinvasive Eingriff durchgeführt wurde. Leider traten die Anfälle zwei Jahre später erneut auf „Der Arzt sagte mir damals schon, dass das nicht ewig hält und wieder gemacht werden muss“, erzählt sie.

Dr. Müller bestätigt: „Je nach Art des Vorhofflimmerns und der Dauer der Rhythmusstörungen sind die Erfolgsraten unterschiedlich.“ Nach einem erneuten Krankenhausaufenthalt überwies sie die Hausärztin 2023 in die Sprechstunde zu Dr. Müller. Mittels medikamentöser Therapie konnte aktuell ein stabiler Sinusrhythmus erzeugt werden.

Neben der Behandlung der Erkrankung selbst ist es wichtig, das Schlaganfallrisiko als eine Folge des Vorhofflimmerns individuell einzuschätzen und gegebenenfalls präventiv einzugreifen. Das Risiko ist vor allem bei Menschen ab dem 65. Lebensjahr und bei bestehendem Bluthochdruck erhöht. Auch bei Frau Ruppert war eine Präventionsbehandlung notwendig. Die Therapie der ersten Wahl ist die medikamentöse Gerinnungshemmung. Allerdings sprachen bei der Patientin medizinische Gründe gegen diese Form der Prävention: „Ich hatte als junge Frau eine Hirnblutung“, erzählt sie. Ihr behandelnder Arzt Dr. Müller ergänzt:

In einer solchen Situation, insbesondere, wenn eine Gehirnblutung so massiv war, dass sie chirurgisch behandelt werden musste, erhöht eine Gerinnungshemmung das Risiko einer erneuten Hirnblutung.

Für Patientinnen und Patienten wie Frau Ruppert bietet das Herzkatheterlabor in Borna eine Alternative an: das Verschließens des Vorhofohrs mithilfe eines Schirmchens. Da die weitaus meisten der gefährlichen Blutgerinnsel im linken Vorhofohr entstehen, ist der Schutz durch das Schirmchen vergleichbar mit dem durch gerinnungshemmende Medikamente. Das Schirmchen wird mithilfe eines Katheters minimalinvasiv über die Leistenvene im linken Vorhofohr platziert. Der Eingriff wird unter Vollnarkose durchgeführt. Der Patient verbringt dafür 3 Tage im Sana Klinikum Borna. Frau Ruppert hatte die Empfehlung ihres Arztes damals mit ihrer Familie und ihrer Hausärztin besprochen. „Alle haben mir zugeraten“, erzählt sie.

Im Oktober 2023 war es dann soweit. Der Eingriff verlief gut und die Patientin konnte wenige Tage später wohlauf entlassen werden. Seit dem kontrolliert Dr. Müller einmal im Quartal, ob Frau Rupperts Herz im Takt schlägt und das Schirmchen noch richtig sitzt. „Mit geht’s sehr gut, ich fühle mich gut aufgehoben und bin sehr zufrieden mit der Behandlung bei Dr. Müller und auch die Oberärzte in der Klinik machen eine gute Arbeit. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um allen Beteiligten des OP-Teams noch einmal für die professionelle Arbeit zu danken“, sagt sie am Ende unseres Telefonats.

Das Bild zeigt Herrn Dr. med. Uwe Müller, stv. Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Sana Klinikum Borna im Portrait.

Dr. Uwe Müller
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie (subspezialisiert als Somnologe)
Telefon 03433 21-1701
uwe.mueller2@sana.de


Stand: 22.10.2024

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