Im Hormonchaos in Balance bleiben

Die Wechseljahre (Klimakterium) markieren einen bedeutenden Lebensabschnitt für jede Frau. Sie bringen nicht nur körperliche und mentale Herausforderungen, sondern auch neue Freiheiten und Chancen mit sich. Dr. Eva-Maria Robel, Gynäkologin aus der Frauenarztpraxis in Markkleeberg, erklärt, was diese Zeit bedeutet und wie Frauen sie bewusst und positiv gestalten können.

Menopause und Wechseljahre – was ist der Unterschied?

Die Begriffe ‚Menopause‘ und ‚Wechseljahre‘ werden oft gleichgesetzt, bedeuten jedoch etwas völlig anderes: „Die Menopause ist der Zeitpunkt der letzten Menstruation und wird rückblickend festgestellt, wenn die Periode 12 Monate ausgeblieben ist“, erläutert Dr. Eva-Maria Robel, Gynäkologin aus der Frauenarztpraxis in Markkleeberg.

Die Wechseljahre hingegen beschreiben die gesamte Übergangsphase davor und danach. Während dieser Zeit verringert sich allmählich die Hormonproduktion der Eierstöcke. Vor allem das Absinken des Östrogenspiegels beeinflusst nicht nur den Zyklus, sondern auch zahlreiche andere Prozesse im Körper – von der Knochengesundheit bis zur Psyche.


Das Bild zeigt Frau Dr. Eva-Maria Robel, Gynäkologin in der Frauenarztpraxis in Markkleeberg im Portrait.

Unsere Expertin

Dr. Eva-Maria Robel
Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Schwerpunktbezeichnung spezielle Geburtshilfe und Perinatalmedizin
Telefon (0341) 3 58 06 13
eva-maria.robel@sana.de


Wenn die Hormone Achterbahn fahren

Viele Frauen vergleichen die Wechseljahre mit einer ‚zweiten Pubertät‘ – nur rückwärts. Hitzewallungen, Schweißausbrüche, trockene Haut und unregelmäßige Zyklen gehören zu den häufigsten Beschwerden. Auch Schlaflosigkeit, Gereiztheit oder Melancholie können auftreten. „Viele Frauen wissen gar nicht, wie ihnen geschieht und fühlen sich hilflos ausgeliefert“, sagt Robel. Es fehle oft an fundiertem Wissen. „Wer aber versteht, was vor sich geht, kann die Symptome besser einordnen und damit umgehen.“ Daher sei ihr besonders wichtig, eine Ansprechpartnerin für die betroffenen Frauen zu sein, so Robel.

Die vier Phasen der Wechseljahre

  1. Prämenopause
    Meist ab Mitte 40 beginnt der natürliche Eizellenvorrat zu schrumpfen. Der hormonelle Regelkreis gerät ins Wanken, der Eisprung bleibt zunehmend aus. Erste Anzeichen sind unregelmäßige Zyklen oder stärkere Blutungen.
  2. Perimenopause
    Diese Phase umfasst die Jahre vor und nach der Menopause. Der Zyklus wird unberechenbarer, Intervalle verkürzen oder verlängern sich. Typische Symptome wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen nehmen zu.
  3. Menopause
    Bleibt die Periode zwölf Monate aus, gilt die Menopause als erreicht. Die Eierstöcke haben ihre Funktion eingestellt. Viele Frauen erleben in dieser Phase die stärksten Symptome.
  4. Postmenopause
    Sie beginnt ein Jahr nach der letzten Periode und kann bis zu 15 Jahre dauern. Der Körper findet ein neues hormonelles Gleichgewicht. Die Beschwerden lassen meist nach, doch das Risiko für Osteoporose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.

Dabei variieren die Erfahrungen recht stark: Ein Drittel der Frauen bemerkt kaum etwas, ein weiteres Drittel hat moderate Beschwerden, während das letzte Drittel stark leidet. „Es gibt heute viele gute Möglichkeiten, Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu erhalten“, betont die Gynäkologin. Eine individuell abgestimmte Hormonersatztherapie kann helfen, den Übergang sanfter zu gestalten. Aber auch pflanzliche Mittel oder alternative Methoden wie Akupunktur können Linderung verschaffen.

Gesunder Lebensstil – der Schlüssel zum Wohlbefinden

Generell hilft ein bewusster Lebensstil, die Wechseljahre besser zu meistern. „Es geht nicht darum, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, sondern sich im eigenen Körper wohlzufühlen“, erklärt Robel. Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind essenziell. Sport stärkt nicht nur die Knochen und beugt Osteoporose vor, sondern verbessert auch die Stimmung und hilft, Gewichtszunahme zu vermeiden. Achtsamkeit und Selbstfürsorge spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. „Nehmen Sie sich bewusst Zeit für sich selbst und Ihre Bedürfnisse“, rät Robel. Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation helfen, Stress abzubauen innere Ruhe zu finden und fördern einen gesunden Schlaf.

Let’s talk about Sex…

Oft wirkt sich der Hormonabfall auch auf die Schleimhäute der Scheide aus. Sie wird trockener, was Schmerzen beim Sex nach sich ziehen kann. Robel: „Viele Frauen schämen sich und leiden still, obwohl es zahlreiche wirksame Mittel gibt.“ Gleitgele, östrogenhaltige Cremes oder Zäpfchen, die direkt auf die Scheidenschleimhaut wirken und kaum mit Risiken verbunden sind, können Wunder bewirken. Auch moderne Methoden wie die vaginale Lasertherapie, die die Durchblutung der Schleimhaut anregt, kann helfen. „Darüber hinaus berichten Patientinnen manchmal über sexuelle Unlust“, erzählt die Gynäkologin. „Oft liegen dahinter jedoch komplexere Probleme wie partnerschaftliche Schwierigkeiten oder ein verändertes Körpergefühl“, so Robel. „Sprechen Sie Ihre Bedürfnisse an, es gibt keinen Grund, sich zu schämen“, ermutigt Robel. Oft hilft es schon, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und Erwartungen zu klären. Ein offenes Gespräch mit dem Partner schafft Nähe und Verständnis, was wiederum die Lust auf Intimität fördern kann.

Wechseljahre sind nicht der Herbst, sondern der Hochsommer

Die Wechseljahre immer nur als Herausforderung und behandlungsbedürftiges Defizit zu betrachten, sieht Robel als falsch an. „Es ist auch eine Zeit voller Möglichkeiten. Erlebten viele Frauen aufgrund der geringen Lebenserwartung früher ihre Wechseljahre gar nicht, stehen sie heute mit 50 Jahren mitten im Leben – sie sind immer noch leistungsfähig, erfahren und voller Potenzial.“ Gute Chancen also, neue Prioritäten zu setzen, sich individuell weiterzuentwickeln, den gewonnenen Freiraum zu genießen und neue Rollen einzunehmen.

Menopause in der Tierwelt

Wussten Sie, dass nur wenige Säugetiere eine Menopause erleben? Dazu gehören einige Wale wie die Orcas. Die ‚Wal-Großmütter‘ spielen eine zentrale Rolle in ihren Gruppen: Sie führen ihre Familie zu Nahrungsgründen, helfen bei der Aufzucht der Jungen und sichern dadurch das Überleben ihrer Familie.


Stand: 05.12.2024

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