Wenn sich die Hormone nach dem Winter auf Licht und Wärme umstellen ...

Nach den kurzen und trüben Wintertagen sehnen wir den Frühling herbei. Auf Licht und Wärme reagiert mancher allerdings mit schweren Lidern: Die Leute fühlen sich müde und abgeschlagen, sind gereizt und neigen zu Schwindel, Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche. Die Frühjahrsmüdigkeit ist in vollem Gange.

Hormone im Ungleichgewicht

Meist beginnt die große Müdigkeit, wenn es ein paar Tage hintereinander warm war. Mediziner*innen haben dafür eine einfache Erklärung: eine Hormonumstellung im Körper, wenn die Tage wieder länger werden. Zum einen produziert der Organismus weniger Melatonin. Normalerweise sorgt es für einen erholsamen Schlaf, für Ruhe und Entspannung. Das Schlafhormon reichert sich an, wenn es dunkel ist; in den Wintermonaten ist seine Konzentration besonders hoch. Nach der winterlichen Melatonin-Schwemme fährt der Körper im Frühling die Produktion des Glückshormons Serotonin hoch. Der Botenstoff wird unter Lichteinfluss produziert und sorgt für gute Laune. „Zu Beginn des Frühjahrs macht uns das Ungleichgewicht zwischen Melatonin und Serotonin zu schaffen“, erklärt Dr. med. Uwe Müller, stellvertretender Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Schlafmediziner. „Wenn im Frühjahr die Sonne zurückkehrt, dauert es noch eine Weile, bis der Melatonin-Überschuss abgebaut ist.“ 

Der Körper braucht Zeit, um sich umzustellen

Und es gibt vermutlich noch andere Gründe für die körperliche Schwäche. Einer davon: Die winterliche Kälte weicht wärmeren Temperaturen, der Körper muss sich erst langsam daran gewöhnen. Die Wärme stellt die Blutgefäße weit, der Blutdruck kann leicht sinken. Das macht müde und kann zu Schwindelgefühlen führen. Einige Menschen fühlen sich auch von der morgendlichen Helligkeit gestört, wachen früher auf und fühlen sich nicht gut ausgeruht. Sie müssen sich erst wieder an die längeren Tage gewöhnen.

Sonne und Bewegung bringen Hormone und Kreislauf nach dem Winter in Schwung

  • Ausgedehnte Spaziergänge und Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren oder Nordic Walking an der frischen Luft helfen Ihrem Körper, sich umzustellen. 
  • Wechselbäder und -duschen machen munter. Die schnellen Temperaturwechsel trainieren die Gefäße, regen den Kreislauf an und beugen Wetterfühligkeit vor.
  • Tanken Sie Sonne und Licht, wann immer sich die Möglichkeit bietet. Das Tageslicht funktioniert als biologischer Wecker. Es verhindert, dass sich Melatonin bildet, und fördert die Bildung des Serotonins.
  • Die Zeit der deftig-winterlichen Küche ist jetzt vorbei. Leichte Kost mit viel Obst und Gemüse füllt die leeren Vitaminspeicher auf. 
  • Sie sind am Tag müde? Halten Sie durch und legen Sie sich auf keinen Fall hin. Wer die Müdigkeit am Tag mit einem Nickerchen bekämpft, kann nachts schlechter schlafen. 
  • Stimmungstiefs gehen schneller vorbei, wenn Sie nicht allein sind. Verabreden Sie sich zum Spazieren­-gehen oder trommeln Sie die Familie für einen Spielabend zusammen. 
  • Farbe hebt die Stimmung. Ziehen Sie sich helle, farbige Kleidung an. Auch ein bunter Frühlingsstrauß sorgt für gute Laune.

Krankhafte Schlafstörungen abklären

Zwei bis vier Wochen braucht der Körper in etwa, um sich an Licht und Temperaturen zu gewöhnen und ein neues Gleichgewicht herzustellen. Gefährlich ist die Frühjahrsmüdigkeit nicht, sie bedarf keiner ärztlichen Behandlung. Schlafmediziner Müller rät aber: „Falls die Beschwerden länger anhalten, Licht und Bewegung sie nicht bessern oder die Schlafstörungen unabhängig vom Frühjahr auftauchen, sollte sie ein Arzt abklären.“ Andauernde Schlafstörungen können auch mal ein Anzeichen sein für eine Schilddrüsenunterfunktion oder Eisenmangel. Bei Ein- und Durchschlafstörungen über mehrere Wochen fehlt die nächtliche Erholung. Das führt zu Nervosität, innerer Unruhe, Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit. Oder noch gefährlicher: Die Leute schlafen am Tag plötzlich ein, beispielsweise im Straßenverkehr. Auf Dauer machen Müdigkeit und Erschöpfung regelrecht krank: Infekte sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Depressionen und Ängste mehren sich.


Das Bild zeigt Herrn Dr. med. Uwe Müller, stv. Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Sana Klinikum Borna im Portrait.

Unser Experte für guten Schlaf

Dr. Uwe Müller
Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie (subspezialisiert als Somnologe)
Telefon 03433 21-1701
uwe.mueller2@sana.de

Stand: 03.11.2022

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